Anders leben (lernen)

- Altern -

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Kopie eines Zeitschriftenartikels

Schön alt werden

Wenn Altwerden mit Reife, Weisheit und Gelassenheit einhergeht, dann ist altern schön. Das, was ich hier meine, ist gewissermaßen das Gegenteil von "Anti-Aging", dem sieglosen, unter Umständen sehr langen Kampf gegen das Sterben.

2009 habe ich meine Heilkundigen-Berufstätigkeit um den Bereich psychosoziale Betreuung erweitert. Dabei bin ich als Kümmerer tätig, gestalte mit Bedürftigen einen Teil ihrer Freizeit und unterstütze sie in der Erledigung der täglichen Alltagsanforderungen.

Die erste Dame, für die ich in dem Bereich da war, war eine 100jährige, die in einer Seniorenpflege-WG lebte. Je nach meinem Zeitplan ging ich sie jede Woche ein- oder zweimal besuchen. Wir unterhielten uns zum Zeitgeschehen und ich lauschte ihren Geschichten aus ihrem Leben. Mit den Monaten kam es zunehmend vor, dass sie unseren Termin verschlief. Wenn sie aber wach war, dann erzählte sie immer häufiger von ihren schönen Träumen. Es war ihre Zeit des langsamen Ablebens, ohne Kampf und Traurigkeit. Eines Tages kam ich in die WG und ihr Bett war leer. Sie hatte sich still von uns verabschiedet.

Ich habe keine Angst vor dem friedlichen Sterben und denke: Eines Tages möchte auch ich sanft entschlafen.


Wo her wir kommen, wohin wir gehen

Ich gehe davon aus, dass es uns Menschen nicht möglich ist, eine diesbezügliche Wahrheit zu erfassen und zu formulieren. Wir sind alle Fragmente Gottes - wobei jeder seinen Gott hat, der zu ihm passt - und können die Allheit Gott deshalb nicht erfassen. Das ist für mich okay. Ich weiß also nicht, wo her wir kommen und wohin wir gehen, denke auch nicht weiter darüber nach, weil ich jetzt lebe und die Zeit, die mir zur Verfügung steht, genießen möchte und die Aufgaben, die ich zu bewältigen habe, soweit es mir möglich ist, zu erledigen und die Lasten, die ich zu tragen habe, auf mich zu nehmen.

Ich kenne also nicht die Wahrheit, aber ich kann dir meine erzählen.

Irgendwo gibt es ein großes Wasser, das Meer der Unendlichkeit. Ein Teil des Wasser verdunstet und steigt empor. Wenn nun die Zeit gekommen ist, bilden sich aus diesem Dunst Tropfen, die zur Erde rieseln. Hat er die Erde erreicht, entsteht ein Lebewesen mit seiner ganz eigenen Schönheit. Es ist nicht immer leicht, sie zu erkennen. Aber wir dürfen uns darin sicher sein, dass sie vorhanden ist. Hat das Lebewesen seinen Lebensweg durch laufen, fließt es wieder in das Meer zurück und geht im Alleins wieder auf. Das ist wie wieder nach Hause kommen.

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